Der Schellbruch – biologische Vielfalt auf engstem Raum

Der Naturraum Schellbruch ist ein etwa anderthalb Quadratkilometer großes Niederungsgebiet an der Untertrave, nordöstlich der Lübecker Altstadt. Eine grobe Begrenzung dieses Gebietes bilden die Ortsteile Karlshof, Israelsdorf und das alte Fischerdorf Gothmund sowie der an der Trave entlang verlaufende ehemalige Treidelpfad. Ende 1975 sollten Bauarbeiten zur Nutzung des Schellbruch-Areals als Spülfeld für eine geplante Vertiefung des Travebettes beginnen. Ohne die damals intensiven Bürgerproteste würde dieses naturräumliche Kleinod heute so nicht existieren. Im Jahre 1981 wurde ein Großteil des sogenannten „Schellbruch“ als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen.

Schilf im Nebel – Bei Sonnenaufgang vom Mövenstieg Richtung Große Lagune fotografiert, Schellbruch

Vielfältige Wasservorkommen und damit verbundene ausgeprägte Schilfbereiche dominieren das heutige NSG Schellbruch. In diesem Feuchtlebensraum sind es vor allem die Große und Kleine Lagune, die Medebek sowie der westlich gelegene Süßwasserteich, die unter anderem Vögeln nicht nur Schutz, sondern auch Nistmöglichkeiten und Nahrung bieten. Aber auch Bruchwald- und Feuchtwiesenbereiche tragen zum Artenreichtum bei. So findet man neben der gelben Sumpfdotterblume auch das rotviolette Breitblättrige Knabenkraut sowie Schachblume und Schlüsselblume. Durch die Verbindung der Lagunen mit der Trave dringt bei Hochwasser und Sturmfluten vermehrt salzhaltiges Brackwasser in weite Teile des Schellbruchs ein. Daher kommen hier salztolerante Pflanzen vor, wie beispielsweise die bis zu drei Meter hohe Erzengelwurz und die violett blühende Strandaster. Anderen Pflanzen wie der Schwarzerle schadet der erhöhte Salzgehalt und sie sterben ab.

Bartmeise – Männchen mit typischem "Bart"

Die am besten untersuchte Tiergruppe im NSG Schellbruch sind die Vögel. Mehr als 200 Vogelarten wurden bisher nachgewiesen – davon wurden über 95 Arten als Brutvögel erfasst. Hier gibt es unter anderem Bartmeisen, Rohrweihen, Schnatterenten, Schwarzhalstaucher, Teichrohrsänger und manchmal hört man auch die seltene, gut getarnte Große Rohrdommel. Vernimmt man allerdings lautes Gänsegeschrei und sieht, wie sich die Gänse in Massen in die Luft begeben, dann ist dies meist ein Hinweis auf einen über das Gebiet fliegenden Seeadler. Für die nordischen Zugvögel dient der Schellbruch als willkommenes Rast- und Überwinterungsgebiet. Vielen Lübeckern dürfte der Schellbruch wegen seiner Graugänse bekannt sein.

Ringelnatter – Nimmt ein Sonnenbad am süd-östlichen Ufer des Süßwasserteiches

Nicht nur Vögel sind in diesem Gebiet zu finden. Hier gibt es Moorfrösche, Ringelnattern, Eidechsen, verschiedene Libellen, Schmetterlinge, Heuschrecken, eine Reihe anderer Insekten sowie Spinnen. Wenn im Frühjahr das Wiesen-Schaumkraut zu blühen beginnt, dann sieht man regelmäßig den oft unruhig von Blüte zu Blüte hin und her fliegenden Aurorafalter. Dies ist ein Tagschmetterling, der zu den Weißlingen gehört und bei dem das Männchen eine charakteristische orange Flügelspitze aufweist. Aber auch der Violette Perlmutterfalter soll hier vorkommen und ein Kaisermantel wurde ebenfalls schon am Waldrandbereich beobachtet. Neben einer Reihe weiterer Tagschmetterlinge bietet dieses Gebiet zusätzlich vielen Nachtfaltern Unterschlupf. Insbesondere die Schilf- und Eichen-Buchenwaldbereiche beherbergen sicherlich seltene Arten. Leider leben diese oft schön gemusterten Nachtfalter am Tage gut verborgen, so dass man sie selten zu sehen bekommt.

Außerhalb des NSG liegen die Kleingarten-Anlage, die Heidenfeldskoppel und ein Teil des Landschaftschutzgebietes Lauerholz – sie sind aber Teil des Naturraumes Schellbruch. Vor allem der Laubmischwald bietet nicht nur für Schwarz- und Buntspechte, Eichhörnchen und Rehe ökologische Nischen, sondern auch für viele Insekten und Spinnentiere.